Praxis-Depesche 23/2003

Agoraphobie durch Defibrillator-Schock

Ein 61-jähriger Patient hatte vor sieben Jahren wegen rezidivierendem Kammerflimmern nach Infarkt einen Kardioverter/ Defibrillator (ICD) implantiert bekommen. In den folgenden drei Jahren kam es 15-mal zur gerechtfertigten Schockabgabe des ICD. Eines Tages gab das Gerät unvermittelt bei subjektiver Beschwerdefreiheit 16-mal Schocks ab. Der Patient erreichte mit großen Mühen die Notaufnahme. Eine Sonde war gebrochen; es wurde ein neuer ICD implantiert. In der folgenden Zeit entwickelte der Patient eine Agoraphobie, die sich durch plötzliches Körperzittern, Schwitzen, Luftnot und Palpitationen bei Verlassen des Hauses aus Angst vor einer erneuten ICD-Fehlfunktion zeigte. Dies führte zu wiederholten Nothilfebesuchen und zur Vorstellung in der Psychiatrie. Durch dreiwöchige intensive Verhaltenstherapie u. a. mit Expositionen, Vorstellungsübungen und Rückfallprophylaxe konnte die Agoraphobie mit Panikstörung soweit gelindert werden, dass kein Vermeidungsverhalten des Patienten mehr auftrat. Dieser Fall demonstriert das lerntheoretische Modell der klassischen und operanten Konditionierung, bei der neutrale Reize mit einem Angstzustand durch Trauma assoziiert und die folgende Vermeidung verstärkt werden. Mit Verhaltenstherapie kann erfolgreich interveniert werden. (CB)

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