Hämolytisch-urämisches Syndrom

Praxis-Depesche 10/2005

Antibiotikagabe bei Verdacht auf EHEC?

Ein elfjähriges Mädchen kam mit einer Vorgeschichte von vier Tagen Durchfall und Erbrechen in die Klinik. Sie zeigte akute Niereninsuffizienz und Thrombozytopenie mit Verdacht auf hämolytisch-urämisches Syndrom, auch wenn im Blutausstrich keine typischen fragmentierten Erythrozyten sichtbar waren. Wegen fehlendem mikrobiologischen Befund wurde akut ein Breitbandantibiotikum erwogen, was jedoch im Falle einer EHEC-Infektion mit E. coli O157:H7 das hämolytisch-urämische Syndrom verschlimmern könnte. Da kontrollierte Studien zu dieser Frage fehlen, wälzten die Mediziner die Literatur nach Fallbeispielen oder Hinweisen, ob Antibiotika bei diesem Verdacht eher schaden oder eher nützen würden. Da die Datenlage widersprüchlich war, entschieden sie sich für Breitbandantibiotika. Zwei Tage später wurde die EHEC-Infektion in Stuhlproben bestätigt. Der Zustand der Patientin hatte sich verschlechtert, sie wurde beatmet und musste wegen Anurie auch zehn Tage an die Dialyse. Durch die Antibiotika hatte sich das hämolytisch-urämische Syndrom jedoch nicht verschlimmert. Das Mädchen ist inzwischen bis auf eine Proteinurie genesen, wird jedoch weiter beobachtet. (MF)

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