Praxis-Depesche 22/2002
Eine Prima-vista-Diagnose
"Wenn Patienten nach einem Kollaps in unsere neurologische Ambulanz kommen, bitten wir sie, einen Augenzeugen des Ereignisses mitzubríngen. Deshalb erschien der 19-jährige Automechaniker auch mit seinem Vater. Der hatte allerdings nichts gesehen. Der Chef der Werkstätte, in der der Patient arbeitete, sollte noch kommen, war aber nicht erschienen.
Der junge Mann berichtete, nach einem alkoholreichen Abend und einem hektischen Morgen (das Frühstück hatte er ausgelassen) habe er sich in der Werkstätte plötzlich etwas schwummrig gefühlt, sei fast ohnmächtig geworden, habe sich aber dann schnell erholt. Ähnlich sei es ihm ein paar Tage später gegangen.
Ich erklärte ihm, was eine vasovagale Synkope ist und dass nichts weiter unternommen werden müsse.
Wenig später erschien der Werkstattchef und erzählte, der junge Mann habe plötzlich ins Nichts gestarrt, schmatzende Lippenbewegungen gemacht, sei steif geworden und rücklings die Treppe hinuntergefallen, auf der er stand; dann habe er am ganzen Körper gekrampft.
Ich rief ganz schnell den Patienten an und machte ihm den Ernst der Situation klar. Es müsse die Natur der Krampfanfälle geklärt werden und er dürfe weder motorradfahren noch zur Arbeit gehen, bevor das Problem unter Kontrolle gebracht sei."
Prof. P. Sandercock, Western General Hospital, Edinburgh
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