Praxis-Depesche 5/2005

Fatale Verzögerung

"Als junger Arzt machte ich wieder mal die Urlaubsvertretung für einen alteingesessenen Internisten. Eine 45-jährige Patientin kam verängstigt in die Sprechstunde. Ihr war eine weiche Schwellung an ihrem rechten Oberschenkel aufgefallen. "Das ist doch nichts Schlimmes, oder?" Ich palpierte einen weichen Tumor über dem Sartorius, die Verschieblichkeit war unklar, die Leisten-LK waren frei. Ich beruhigte die Patientin mit der Auskunft, es handle sich um ein Lipom. Fünf Wochen später informierte mich der Hausarzt, er habe die Frau in die Klinik geschickt und man habe eine Metastase eines Melanoms diagnostiziert. Ich hatte mich von dem Bedürfnis der Frau nach Beruhigung in die Irre führen lassen. Heute, als Psychiater, bin ich mir der Gefahr gegenwärtig, dass unbewusste Emotionen unsere Entscheidungen beeinflussen."

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