Praxis-Depesche 15/2003

"Lost to follow-up" im Medizinbetrieb

"Früher hatte der Patient "seinen" Arzt; heute sind oft so viele für ihn zuständig, dass am Ende keiner mehr an ihn denkt. Ein 52-Jähriger war zu seinem Zahnarzt gegangen, weil er glaubte, einen submandibulären Abszess zu haben. Der Dentist schickte ihn zum Kieferchirurgen und der in die Krankenhaus-Ambulanz. Man stellte vergrößerte Lymphknoten in Axilla und Leiste fest und diagnostizierte dann ein diffuses großzelliges B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom. Die Hämatologen schlugen drei Zyklen Chemotherapie, Stammzellen-Mobilisation, wieder Chemotherapie und schließlich Transplantation autologer peripherer Stammzellen vor. Entsprechend wurden am Krankenhaus Chemotherapeutika appliziert; dann sollte der Patient zu Hause G-CSF applizieren. Ich sah ihn später bei der Stammzellen-Apherese, aber es wurde vergessen, einen weiteren Vorstellungstermin festzulegen. Zwei Monate später kam er in sehr schlechtem Zustand in die Klinik. Trotz Hochdosis-Steroiden starb er kurz darauf. Vielleicht hatte unsere Nachlässigkeit keinen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf; totzdem ist sie nicht zu entschuldigen." Dr. André Vlot, Universität Nijmegen, Niederlande

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