Praxis-Depesche 18/2003
Wenn die Warteliste zur Falle wird
"Ein 52-jähriger Patient stellte sich mit Angina pectoris vor. Die Ergometrie zeigte eine reversible Ischämie und der Herzkatheter offenbarte umfangreiche Atherome im RIVA-Bereich; die Circumflexa und die rechte Koronarie waren kaum betroffen.
In Großbritannien ist es üblich, dass Patienten für einen perkutanen Koronar-Eingriff auf die Warteliste gesetzt werden. Nach fünf Monaten hatte ich den Patienten vor mir. Die Katheterisierung war unerwartet schwierig. Ich dilatierte und setzte einen Stent. In dessen Lumen zeigte sich bald ein Füllungsdefekt. Ich gab Abciximab, aber die Perfusion der ganzen linken Koronarie ging weiter zurück. Auch ein intraaortaler Ballon half nichts. Der Patient starb unter meinen Händen.
Die Autopsie zeigte nicht nur ausgedehnte Atherome, sondern auch einen kompletten Verschluss der rechten Koronarie. Er war offenbar während der Wartelisten-Zeit entstanden. Hätte ich ihn zu Beginn der Prozedur bemerkt, hätte ich auf einen so komplexen Eingriff verzichtet und ein Familienvater würde noch leben."
Dr. Julian Gunn, Northern General Hospital, Sheffield, UK
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