Praxis-Depesche 13/2005
Zu viel Enthusiasmus
"Damals, im ersten Jahr meiner chirurgischen Ausbildung, war ich überzeugt, dass man mit dem Skalpell alles heilen könne, und sehr frustriert, wenn die Ergebnisse durch so etwas Banales wie eine Infektion zunichte gemacht wurden. Deshalb initiierte ich ein rigides postoperatives Physiotherapie-Programm.
Ein 80-jähriger Patient hatte nach einer Ulkus-OP eine schwere Thoraxinfektion entwickelt. Ich zwang ihn zu sitzen und sich physiotherapeutischen Maßnahmen zu unterziehen, obwohl er sich sträubte. Plötzlich kollabierte der Patient - Herzstillstand.
Die auslösende Ursache wurde nicht geklärt, aber ich fühlte mich schuld an seinem Tod. Ich war jedenfalls in meinem Enthusiasmus zu weit gegangen."
Dieser Artikel ist nur für Angehörige medizinischer Fachkreise zugänglich. Bitte loggen Sie sich ein oder registrieren Sie sich kostenlos - es dauert nur eine Minute.
AnmeldenAlle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.